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Annemarie Kury

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Wien, im April 2011

Liebe Spender, liebe Freunde, liebe Bosnien-Interessierte!

Wer erinnert sich als vor genau 20 Jahren im April 1992 der Bosnienkrieg begann und tausende Vertriebene nach Österreich kamen? Im Dezember 1995 wurde der so genannte Friedensvertrag von Dayton unterschrieben.

Doch tiefe seelische zum Teil nicht überwindbare Wunden – Narben hat dieser 3½ jährige Krieg im Land hinterlassen.
So versuchen wir – eine kleine vernetzte Gruppe in Österreich und in Bosnien seit Anfang 1994 diesen  Menschen in ihren ganz schwierigen Situationen in kleinen Schritten ein wenig zu helfen.

Sie erzählen von ihren Nöten: z.B.

Nach den Wahlen in Bosnien 2010 konnte 15 Monate keine Einigung für eine Regierungsbildung gefunden werden – damit stellte die EU und der internationale Währungsfond die Unterstützungsmittel für Bosnien ein, folgedessen Pensionen, Sozialgeld und auch Gehälter monatelang nicht ausbezahlt werden konnten – nicht ausbezahlt wurden. Ein Überleben war nur mit Hilfe von Freunden und Verwandten, die im Ausland ihr Einkommen haben, möglich.

Der Winter war heuer besonders kalt und schneereich, die Heizungskosten (meist Kohle oder Holz) wurden zu Schulden und immer wieder wurde mittellosen Familien auch der Strom abgesperrt. Wasserleitungen froren ein ...

40 % der Bevölkerung sind arbeitslos (in Österreich 7 %).
Die Gehälter sind sehr, sehr unterschiedlich.
Eine Physiotherapeutin bekommt in Tuzla  netto € 350,00, eine Lehrerin in Brcko bekommt netto € 700,00
Ein österreichischer Soldat im Auslandseinsatz bekommt netto von € 2.000,00 aufwärts.
Die Arbeitskraft ist billig – ich war bei einer selbständigen Friseurin: waschen, schneiden, föhnen: € 3,00 !!!
Um einen Euro kann man in Tuzla mit dem Taxi ca. 3 km fahren.

Das Sozialgeld (bei uns Pflegegeld) für Schwerstbehinderte beträgt zur Zeit € 167,00 pro Monat.
Familienbeihilfe, Arbeitslosengeld gibt es in Bosnien nicht.
Grundnahrungsmittel (Mehl, Zucker, Öl ) sind nur ca. 10 % billiger als bei uns.

Wenn wir uns die nicht zur EU gehörigen Staaten auf der Landkarte ansehen, gibt es wenige: Norwegen (reich an Öl), die Schweiz (als  europäischer Safe), BOSNIEN, Kosovo, Albanien als die Armenhäuser Europas. Bosniens Nachbarstaaten sind schon in Verhandlungen, haben schon Aussicht auf eine Einbindung, haben Hoffnung auf Besserung .

31 Familien besuchten wir Ende März und konnten helfen: Patenschaftsgeld, Lebensmitteleinkäufe, Saatgut, Heilbehelfe bringen.  Es war wieder erschütternd!

Ein Tag gehörte unserem „Schritte der Hoffnung“-Zentrum.
Dieses Tagestherapiezentrum für behinderte Kinder „Koraci nade “ arbeitet sehr gut, mit so viel Liebe. Baumängel werden hoffentlich bald behoben. Auch dort konnten wir einen Beitrag zur Sicherstellung der ohnehin geringen Personalkosten geben.

Der große Dank geht an:

  • die vielen Spender,
  • den unermüdlichen „Fahrer“ Dr. Werner Biffl   
  • und das österreichische Bundesheer für die gute Zusammenarbeit.

Am liebsten würde ich die Umarmungen der Armen in Bosnien weitergeben!!! 

Mit lieben Grüßen Eure / Ihre / Deine 

                                                                    Annemarie Kury