annemarie kury

Annemarie Kury

Spendenkonto: Erste Bank
BLZ 20111 - Konto: 348-12598
   IBAN: AT 052011100034812598
   BIC: GBAATWW

Email senden

 


Annemarie Kury
Diplomkrankenschwester

Wien, 29. November 1991

Seit Jahren kenne ich Frau Jelena Braysca, Zagreb, Kaptol 31, die Leiterin der Caritas in Zagreb.

Als ich vor2 Wochen "Schwester Jelena" anrief und fragte, was sie brauchen könnte, kam eine eindeutige Antwort und ein Hilfeschrei:

ESSEN, ESSEN, ESSN,

und zwar Grundnahrungsmittel wie Mehl, Zucker, Reis, Fett etc.

Dieser Hilferuf nach Essen, Essen, Essen klang in mir weiter.

Ich besorgte 600 kg Lebensmittel und einige Medikamente, lud sie in meinen PKW und fuhr Mittwoch, den 27.11.1991 damit nach Zagreb. Ein Empfehlungsschreiben in serbokroatischer Sprache und meine Schwesterntracht halfen mir, die vielen Kontrollstellen, die mit MENSCHEN besetzt sind, gut zu passieren.

Bei der Caritas-Stelle Zagreb (neben der Kathedrale) standen ca. 70 Leute und warteten geduldig auf Essen.

Alles aus meinem Auto wurde ohne Bürokratismus sofort an die hungernden Familien verteilt. Als alles verteilt war, kam eine Mutter mit Kleinkind und bat mich um Milchpulver für ihr Kind. Es tat mir weh, meine leeren Hände zeigen zu müssen.

Ununterbrochen kommen Menschen mit ihren Bitten zu Caritas-Stelle und ich hörte immer nur: "NE MAMO" = HABEN WIR NICHT!

Unter den Hilfesuchenden war auch ein Mann mit einem 1-1/2-jährigen Kind am Arm und einer Tasche in der Hand, hinter ihm seine hochschwangere Frau mit einem 3-jährigen Kind. Der Mann ist beim Militär und hatte nur 2 Tage Zeit, um seine Familie aus dem zerschossenen Haus in Osijek, wo sie tagelang im Keller saßen, herauszuholen. Nirgends fand er Herberge.

Seien letzte Hoffnung war seine Schwester Jelena, die wie immer in solchen Situationen doch noch eine Lösung findet. Die Frau, sie erwartet ENDE NOVEMBER! ihr 3. Kind und die beiden Kinder, konnten im Säuglingsheim im bischöflichen Plais untergebracht werden. Der Mann verabschiedete sich zärtlich und kehrte zu seiner TRuppe zurück.

Ich werde versuche, jeden Mittwoch mit meinem Auto ESSEN zu den HUNGERNDEN zu bringen. Es ist nur ein Tropfen, aber viele Tropfen machen das Meer ...

Annemarie Kury

(Abschrift des Originalreiseberichts vom Noveber 1991)