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Annemarie Kury

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187. Bosnienfahrt von Annemarie Kury vom 23. bis 30. September
gemeinsam mit Dorli Schiller-Berg und Karl Schiller.


Das Auto, wie immer, vollgepackt mit Sachen, die unsere Schützlinge notwendig (Not wendend) benötigen, starten wir am Sonntag um 8:00 Uhr. Die Fahrt nach Bosnien über Ungarn und Kroatien verläuft problemlos. Die Zöllner sind vollgepackte Autos offenbar gewohnt, und zeigen wenig Interesse an uns. Am Nachmittag treffen wir in Bikodze ein. Vehid und Fadila erwarten uns schon und wir beziehen „unser“Haus.

Montagfrüh werden wir schon im Therapiezentrum Koraci nade erwartet. Da gibt es Neuerungen, die alle mit großer Freude erfüllen. Ein neuer rollstuhlgerechter Kleinbus steht vor der Türe, gespendet vom RC Wien Hofburg. Suad, der Fahrer ist sichtlich stolz.

Das Schwimmbad ist mit warmem Wasser gefüllt, und kann nun für Therapien verwendet werden. Ein deutlicher Fortschritt zu den vergangenen Jahren.

Im neuen Gewächshaus, dem ganzen Stolz von Direktorin Jasmina, wachsen Kräuter und Gemüse aller Art. Eine wahre Freude, und sicher eine gute Therapie für die Kinder und jungen Erwachsenen.

Wir treffen Maid, Dolmetsch und Koordinator des Zentrums, der uns die ganze Woche begleiten und fahren wird.

Wir besuchen Suljo Bajric. Die Situation ist unverändert. Suljo ist 55, und schwerst spastisch. Seine Mutter ist 86 Jahre alt pflegt ihren Sohn liebevoll obwohl das sehr anstrengend für sie sein muss. Der Mann ist wenig Hilfe, er ist schon sehr dement, und dem Alkohol nicht abgeneigt. Wir besorgen eine neue Waschmaschine, das ist natürlich eine große Freude für Mutter Bajric.

Bei Familie Svabic ist die Situation nach dem Tod der Mutter vor 4 Jahren unverändert. Ivanas Deutschkenntnisse haben sich nicht verbessert, die Klasse muss sie aber wegen Mathematik wiederholen.

Am Dienstag fahren wir nach Teocak. Im lokalen Lebensmittelgeschäft kaufen wir ein, und hinterlassen Kuverts mit Geld für 6 Monate die Familien Zineta, Samanta und Smailovic. Für den 14 jährigen chwerstbehinderten Ramo bringen wir wieder „Astronautenkost“, die ihm offensichtlich sehr gut tut.

Es geht weiter zur Familie Karamujic. Die geistig behinderte Tochter ist diesmal nicht so aggressiv, besteht aber trotzdem darauf, dass das Fenster geöffnet bleibt. Der Vater ist diesmal ruhig, er zeigt stolz „seine“Kartoffelernte. Unser Besuch diesmal ist viel harmonischer als in den letzten Jahren. Auch das tut gut nach den vielen Katastrophenjahren mit der Familie.

Unser nächster Besuch ist bei Samanta, der Mutter von 9 Kindern. Sie hat ihre epileptischen Anfälle, dank guter Medikation, im Griff. Wir fahren zu ihrem neuen Haus. Es ist schon bewohnbar, nur das Brunnenwasser ist nicht ganz in Ordnung. Wir nehmen eine Probe mit zur Untersuchung. Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, wie gut sich diese Familie entwickelt hat. Der Zusammenhalt dieser Familie und der Stolz, über das neue Haus ist deutlich spürbar. Es ist eine gute „Ernte“.

Am Nachmittag besuchen wir Saliha Hasanovic und treffen sie und zwei ihrer Töchter, beide Lehrerinnen, an. Saliha hat ein sehr schweres Schicksal hinter sich. Vertrieben, völlig mittellos mit vier kleinen Kindern. Salihas Mann, und dessen Bruder im Krieg von den eigenen Leuten erschossen. Ihr Vater und zwei Brüder sind unter den Toten von Srebrenica. Und doch hat Saliha es geschafft, fast mit eigenen Händen das Haus, eine Ruine, wieder aufzubauen, und ihre Kinder zu erfolgreichen Menschen zu erziehen.

Weiter geht es zu Ibro und Ramo, den beiden Waisenkindern, die einen schweren Weg hinter sich. Annemarie fand sie vor Jahren bei einer Pflegemutter, die die Buben in einen Kasten gesperrt hat. Nach einem steinigen Weg, sind Ibro und Ramo jetzt bei einer guten Pflegefamilie. Die Buben, jetzt 20 und 17 Jahre alt, sind fröhlich, gut in der Sonderschule, und entwickeln schon eine kleine Selbstständigkeit. Sie werden ihr Leben wohl nie alleine meistern können, aber die Fortschritte sind deutlich sichtbar.

Am Donnerstag besuchen wir noch Luka, dessen Frau Grozdana vor einem Jahr gestorben ist. Wir spüren noch seine Traurigkeit, umso mehr, da wir selbst noch über den Tod von Grozdana traurig sind. Luka meistert sein Leben in der Einschicht. Er hat viel Obst, das er zu Schnaps verarbeitet, den er uns auch großzügig mitgibt. Er freut sich, dass Annemarie ihm einen Zuschuss für die Gedenkfeier für Grozdana gibt.^

Weiter geht es zu den Einrichtungen der Emmaus Gemeinschaft, wo wir Safeta besuchen. Safeta, eigentlich Mutter von 6 Kindern, bekennt sich nur zum jüngsten Kind, das mit ihr in einer Einheit in Emmaus untergebracht ist. Safeta träumt davon, zu ihrem Lebensgefährten zurückzukehren, wenn er endlich aus dem Gefängnis entlassen wird.

Wir treffen auch noch Dragica, sie lebte viele Jahre mit ihrer Mutter von drei Schafen, aus der Aktion „Schafe schaffen Hoffnung“. Vor einigen Wochen ist sie gestürzt, und hat sich die Hüfte gebrochen, und sitzt seither im Rollstuhl im Haus der Emmaus-Gemeinschaft.

Am nächsten Tag treffen wir Seifo und Dzenana, unsere beiden Studenten. Seifo, der älteste Sohn von Safeta, hat seine Kindheit und Jugend im Waisenhaus verbracht. Er meistert sein Leben großartig, studiert Sportwissenschaften. Annemarie kennt ihn seit seiner frühesten Kindheit, sie hat ihn einst im Waisenhaus aufgespürt. Auf Seifo kann man einfach nur stolz sein. Dzenana hat vor 2 Jahren ihre Mutter verloren. Sie ist sehr stark sehbehindert, und sehr schüchtern. Im Studium kommt sie gut voran.

Wir sind diesmal ohne Militärbegleitung, und so besuchen uns am Freitag Frau Karic und Frau Cikaric aus der Romasiedlung in Koraci Nade. Frau Karic hatte bei einem Unwetter einen Wassereinbruch in ihrem Haus, alle Möbel sind zerstört. Auch sie freut sich über einen Extrazuschuss. Frau Karic betreute bis vor einem halben Jahr den Waisenbuben Amel, der jetzt aber im Waisenhaus untergebracht ist. Wir statten auch ihm einen kurzen Besuch ab. Amel ist ein Bub, der, sein junges Leben lang, immer nur weggeben wurde. Wen wunderts, dass er nicht ganz so angepasst ist, wie ein Kind, das in einer liebevollen Umgebung aufwächst.

Mit einer großen Menge an Lebensmitteln besuchen wir noch Ajka Mujic, und treffen sie, ihren Mann Rashid und drei ihrer vier Kinder an. Leider sind die Betten, die wir im März für sie gekauft haben, zusammengebrochen, und lagern nun im Freien. Man muss auch mit solchen Rückschlägen rechnen.

Leichte Verbesserungen gibt es bei Nevres, unserem Wachkoma Patienten. Er scheint zu reagieren, und auch mit den Händen Zeichen zu geben. Nevres liegt seit 2012 im Wachkoma. Seine Frau Amira pflegt ihn bis zur Selbstaufopferung. Soraya, die 19 jährige Tochter versucht zu helfen, so gut sie kann, oder, so gut es die Mutter zulässt.

Nach einer anstrengenden und doch erfüllenden Woche verbringen wir einen wunderschönen Abend, organisiert vom Team des Therapiezentrums Koraci nade. In einem Fischrestaurant wird viel gelacht, geplaudert und Erfahrungen ausgetauscht.

Mit dem Gefühl, dass die Ernte immer weiter aufgeht, dass all die Bemühungen Früchte tragen, sind wir gut wieder in Wien angekommen. Unser Dank gilt allen Spendern und Freunden der Bosnienhilfe.

Dorli Schiller-Berg und Karl Schiller

 

Liebe große Spender-Runde, liebe Bosnien-Interessierte!

Im November 1991 begannen meine Fahrten mit humanitärer Hilfe in das Kriegsgebiet in Kroatien –ab Frühling 1994 in das kriegsgeschüttelte Land Bosnien- Herzegowina. Bis jetzt sind es 187 Fahrten –weil es immer noch notwendig (Not wendend) ist. Diese 27 Jahre haben mir viele Erlebnisse –viele Erfahrungen geschenkt und dabei bin ich älter geworden.

Für mich ist es Zeit in die zweite Reihe zu gehen. Mit dem Ehepaar Dorli und DI Karl Schiller konnte ich nun schon drei- bzw. viermal gemeinsam eine Woche in Bosnien verbringen. Für diese Hilfe bin ich sehr dankbar, nimmt sie mir doch eine große Sorge ab. Ich bin nicht weg, ich bin nur in der zweiten Reihe. Es wird weiter gehen! Bitte denkt auch ihr ALLE weiter an die Ärmsten im Krisenland Bosnien.

„Unser“Tages-Therapie-Zentrum in Tuzla steht auf festen Beinen, dankenswerterweise werden die Therapeutengehälter und noch Vieles mehr von der Stiftung der Fa XXX LUZ gezahlt.

Die Familien ohne oder fast ohne Einkommen werden wir so lange wie möglich begleiten.

Bei 25 Hausbesuchen konnten wir (das sind wir ALLE) Ende September für den Winter vorsorgen.

Wir freuen uns an jeder wenn auch oft kleinen positiven erfolgreichen Veränderung und sehen dies als Erfolg - als Ernte unseres Bemühens.

Dafür dankt und wünscht ein MITFREUEN

Deine / Ihre / Eure
 
Annemarie Kury

Über diesen Link können Sie den Reisebericht mit Fotos als pdf-Datei downloaden.